Wenn auf dem Tiergnadenhof Gut Aiderbichl in Bayern eine Kuh verloren geht, die seit Wochen niemand mehr gesehen hat, verschwunden in den Wäldern, ist das ein Problemtier. Verliert sich aber die Spur einer Ente aus einem Park im Ruhrgebiet, so wird das weder bemerkt, noch ist die Ente ein Problemtier und somit bemerkenswert.
Gänse sind keine Enten
Handelt es sich aber in Wirklichkeit um eine Gans, nicht um eine Ente, wird es zum Problem. Die kanadische Gans ist zum Beispiel grundsätzlich ein Problemtier, da sie a) hier nicht hingehört, sondern nach Kanada und b) unsere Parkwiesen und Teiche vollscheißt. Man will geradezu, dass sie verschwindet, die Gans. Schießen macht zu viel Krach, also jagt man sie weg und wenn sie weg ist, die Gans, dann soll niemand sie suchen und finden.
Im Wald mit Hans
Ganz anders die Kuh oder eben die Ente, die mit dem weißen Fleck auf dem Kopf. Die ist nämlich weg, wahrscheinlich nicht in einem Wald, eher woanders, wo sie sich entweder unter Ihresgleichen mischt, in einem anderen Park, oder sie ist ausnahmsweise mal alleine los, auf der Suche nach dem Glück. Trifft sie allerdings auf besagten Hans, wird sie kein Glück haben, denn der wird es ja mit einer Gans zu tun haben.
Durch die Gegend watscheln
Wer also einer einzelnen Ente begegnet oder ansichtig wird, melde sich irgendwo, vielleicht bei der Bild-Zeitung. Aber denken sie an den weißen Fleck auf dem Kopf. Nicht jede Ente, die allein durch die Gegend watschelt, ist die, die gesucht wird. Da sie noch keine Problemente ist, sollte man ihr nicht mit Gewalt begegnen, sondern sie gegebenenfalls mit einer Zweitente locken oder mit einem Erpel. Wie bei der Kuh. Allerdings war dort der Bulle kein erfolgreiches Lockmittel. Vielleicht will unsere verschwundene Ente gar nichts mit Erpeln zu tun haben. Vielleicht ist irgendeiner dieser Erpel Grund für ihr verschwinden.
Glücksente
Kann sein, dass sich niemand für das Tier interessiert, aber dem Park mit seinem Ententeich fehlt sie. Es ist jetzt eine weniger dort, die jeden Morgen über die Wiese watschelt. Das mag traurig sein, aber vielleicht ist sie allein glücklicher – mit oder ohne Bildzeitung, die aus ihr wahrscheinlich eine Zeitungsente machen – wie auch die Kuh in Wirklichkeit eine Ente sein mag.